Beschluss: Kenntnis genommen

Abstimmung: Ja: 12, Nein: 0

Bgmin. Kappes verlas das Schreiben der SPD-Fraktion vom 28.03.09.

 

Bgmin. Kappes erklärte, dass die Umstrukturierung in der Sparkassenfilialen – nicht nur im Landkreis Miltenberg – und die damit verbundenen Veränderungen bereits seit längerer Zeit aufgrund vielerlei Veränderung in der Bankenwelt untersucht, ausgewertet und als unumgänglich angesehen wurden.

Den Unmut in der Bevölkerung sei verständlich, ebenso die Sorge und Nöte der älteren Menschen.

Weiterhin führte sie aus, dass es ein großer Verlust im städtebaulichen Sinn darstelle, wenn die Sparkasse aus dem Altort verschwindet, da man sich eine Entwicklung mit der Sparkasse – auch als Belebungsfaktor – gewünscht habe. Darüber hinaus sei die Sparkasse wichtig für unsere Region. Sie bat auch darum Veränderungen als Chance zu sehen und sich den Veränderungen zu stellen.

 

Bgmin. Kappes wollte nun den Herren Kehrer, Kügler und Hock von der Sparkasse Miltenberg-Obernburg die Möglichkeit eröffnen, sich mit dem Stadtrat diesbezüglich auszutauschen und eine Diskussion zu ermöglichen.

 

Stadtrat Tauchmann stellte den Antrag über die Worterteilung an die Sparkasse abstimmen zu lassen, da es nicht üblich sei, Außenstehenden das Wort zu erteilen.


Der Stadtrat von Stadtprozelten stimmt der Erteilung des Wortes an die Herren Kehrer, Kügler und Hock von der Sparkasse Miltenberg-Obernburg zu.


Abstimmungsergebnis:

Mitglieder

Abstimmungs-ergebnis:

Gesamtzahl:

Anwe-send u. stimmbe-rechtigt

für

 

den Be-schluss

gegen

 

den Be-schluss

13

12

12

0

 

 

Herr Kehrer führte aus, dass es der Sparkasse nicht leicht gefallen sei, die jetzt notwendigen Schritte einzuleiten. Auch der Sparkasse seien die Ängste und Nöte der Bevölkerung bewusst. Er machte nochmals deutlich, dass in Stadtprozelten nur eine Verlegung des Standortes angedacht sei und keine Schließung wie in anderen Gemeinden. Zudem sei die Entscheidung der Sparkasse seit längerem gereift. Bereits im März 2008 wurde die Stilllegung von Filialen in einer Pressekonferenz mitgeteilt.

Er legte anschließend die wichtigsten Punkte aus Sicht der Sparkasse dar:

 

  1. Die Kundenfrequenz hat merklich abgenommen (durch Internet, Telefondienste etc.)
  2. Der Wettbewerb durch andere Banken, besonders Internetbanken, steigt.
  3. Viele Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte beim Einkaufen oder an ihrem Arbeitsplatzstandort. Das Kundenverhalten hat sich auch diesbezüglich verändert und man reagiere entsprechend darauf.
  4. Die Filialen im Südspessart seien alle nicht modern und kundenfreundlich und es habe sich ein wesentlicher Investitionsstau gebildet.

 

Bei all diesen Punkten darf man die Wirtschaftlichkeit nicht vergessen, deshalb sei eine große moderne und kundenfreundliche neue Filiale günstiger als 3 Filialbaustellen, die zum jetzigen Zeitpunkt in keinster Weise den heutigen Ansprüchen genügen.

Mit der neuen, modernen, zentralen Filiale sei mein gewappnet und könne zudem das Personal (es sind keine Entlassungen vorgesehen) flexibler einteilen.

Als Kunde habe man einen Anspruch auf gute Beratung (ohne dass z.B. jemand mithört etc.), der mit den heutigen Verhältnissen so nicht gewährt werden kann.

Weiterhin sei man auch nach der Filialzusammenlegung im Bezug auf die Dichte der Filialen bayern- und bundesweit immer noch über dem Durchschnitt.

 

Selbstverständlich werde versucht, die Veränderungen abzumildern durch z.B. Hol- und Bringservice, Telefonüberweisungen, Beratungen zu Hause etc. Es sei angemerkt, dass dieser Service auch bisher schon angeboten wurde. Auch gäbe es die Möglichkeit, das Busangebot zu nutzen.

 

Stadtrat Tauchmann war der Ansicht, dass man mit der vorgeschobenen neuen Bank nicht Punkten könne. Dem Opa im Dorf reiche die jetzige Filiale aus. Weiterhin zweifelte er die Beratungsortermittlung an; der Kunde wolle vor Ort bei Menschen die er kennt beraten werden. Auch seien die Räumlichkeiten in Stadtprozelten ausreichend; er verwies auf die zwei oberen Stockwerke. Er könne nicht nachvollziehen, warum hier von zu wenigen Räumlichkeiten gesprochen wird.

 

Herr Kehrer erklärte, dass man derzeit in Stadtprozelten nur ein Besprechungszimmer mit schlechter Akustik habe. Umbaumaßnahmen im großen Stil (Lifteinbau etc.) seien nicht wirtschaftlich. Man dürfe auch nicht vergessen, dass dann in den anderen Gemeinden – nicht nur im Südspessart – die gleichen Umbauten von Nöten wären.

Er verwies auch auf die Pendlerquote, die bei 1/3 liege.

 

Stadtrat Piplat drückte seine Überraschung darüber aus, dass hier die Richtung der Diskussion eine andere sei als in den umliegenden Gemeinden, da man nicht um eine  Schließung sondern um eine Verlegung verhandele.

Geht man nach der Unterschriftenliste von 1.000 Menschen und den Geschäften vor Ort, schlage er vor, auf die Kunden vor Ort zu bauen. Das Plus der Sparkasse war immer die Präsenz vor Ort. Man sollte nicht den Billiganbietern oder Internetbanken nacheifern, sondern sich auf seine eigenen Stärken – die Bodenständigkeit - konzentrieren.  Vielleicht sollte man auch nicht mit den Strom schwimmen und auf alte Expertisen aus 2003 stützen und mutig den Kunden vor Ort an erste Stelle setzen; Unterschiede herausarbeiten.

Für die Stadt sei aber das eigentliche Thema die Stadtentwicklung. Man habe gehofft, die Sparkasse als Partner gewinnen zu können um das Altort neu zu beleben. Jetzt müsse man zusehen, wie die Sparkasse entgegen dem Stadtentwicklungswunsch der Stadt sich aus dem Altort verabschiedet, dabei galt des den bisherigen Ansiedlungszentren (Norma und Dreispitz) entgegenzuwirken.

 

Herr Kehrer stellte klar, dass die Sparkasse keinesfalls Billigbanken kopieren möchte. Er wollte nur ausrücken, dass die Kunden nicht mehr in die Bank kommen müssen.

 

Stadtrat Piplat erklärte, dass er nicht die allgemeine Entwicklung anzweifeln wollte. Er wolle lediglich Fragen, ob dies so sein müsse.

 

Herr Kehrer führte aus, dass man den Kunden lediglich folge und reagiere.

Die Raiffeisenbank sei ja bereits mit einem Automaten am Bahnhof vertreten.

 

Stadtrat Piplat griff dies auf und bat um wenigstens einen Automaten in der Altstadt. Das zusammen mit der Beratung sei den Bürgern sicherlich lieber.

Zudem sei die Stadt mit ihrem SEK ja gerade dabei, etwas gegen die Entwicklung zu tun und vielleicht bedauere man ja in der Zukunft nicht hiergeblieben zu sein.

 

Herr Kehrer brachte zum Ausdruck, dass er der Stadt dies nur wünschen könne.

 

Stadtrat Tauchmann betonte, dass gerade durch das SEK ein antizyklisches Vorgehen notwendig sei und man die Sparkasse als Partner brauche. 

 

Bgmin. Kappes führte aus, dass es auch ihr erstes Wort war, als sie von der Verlegung der Filiale in Stadtprozelten erfahren habe. Auch für sie stünde das SEK an erster Stelle. Aber man müsse auch so fair sein und die Gründe der Sparkasse zu verstehen. Es sei wichtig, dass die Sparkasse wettbewerbsfähig und in der Region bleibt.

Bgmin. Kappes fragte konkret nach, was die Stadt tun müsse, dass sie die Einstellung der Sparkasse zum Standort ändert.

 

Herr Kehrer erklärte, dass er die Sicht der Stadt verstehe, es sich hier aber nur um eine Verlegung für Stadt handele und er auch Argumente für die anderen Gemeinden finden müsse.

 

Stadtrat Piplat merkte an, dass das „Gesicht wahren“ für die Sparkasse jetzt schon schwierig in der Presse sei.

 

Herr Kehrer erklärte, dass die Antwort zu den Veränderungen nur über den Markt erfolgen kann. Weiterhin wolle die Sparkasse natürlich Konzepte vor Ort unterstützen und Spenden/Sponsoring betreiben. Dies kann nur mit einer starken und zukunftsfähigen Sparkasse erfolgen.

 

Stadträtin Betz führte aus, dass sie eine der Initiatorinnen der Unterschriftenaktion sei und man den Unmut der Bürger durch die schlechte Pressearbeit verstehen kann. Ihrer Ansicht nach laufen die Argumente der Stadtentwicklung ins leere; auch habe der schon vorhandene Bankautomat dazu geführt, dass weniger Leute in die Bank gehen und man das den Bürger nicht als Vorwurf machen könne.

 

Herr Kügler bedankte sich für die ehrliche Kritik zum Presseverhalten der Sparkasse. Man habe hier Fehler gemacht und werde daraus lernen.

 

Herr Kehrer betonte nochmals, dass das Konzept der Sparkasse wohl überlegt sei. Man dürfe zudem auch nicht vergessen, dass ein Automat mit hohen Kosten (70-80.000,00 €) verbunden sei – von den Leitungskosten ganz zu schweigen.

 

Herr Kügler machte darauf aufmerksam, dass bei dem Automaten nicht untersucht wurde, dass er genutzt wurde, sondern wo er genutzt wurde.

 

Stadtrat Piplat fragte an, warum man unbedingt am Dreispitz neu bauen wolle und nicht in der Altstadt.

 

Herr Kehrer führte aus, dass man eine Filiale für den Raum Südspessart suche und der Platz ideal – auch in Hinblick auf Altenbuch und Faulbach – sei.

 

Stadtrat Haider merkte an, dass er als Geschäftsmann die Entscheidung der Sparkasse respektiere. Auch er fände für die Stadtentwicklung einen Standort im Altort für besser; allerdings könne man auch damit zufrieden sein, dass die Sparkasse im Ort bleibt. Das sei allemal besser als eine Schließung.

 

Stadtrat Roth erklärte, dass er mit der Verlegung der Filiale leben könne. Selbstverständlich wäre ihm eine Filiale im Altort viel lieber. Er äußerte dies als „Wunschgedanken“.

 

Herr Kehrer erläuterte, dass die Grundstücksverhandlungen z.Zt. noch laufen und er nichts Genaueres sagen könne. Er machte auch darauf aufmerksam, dass jedes weitere Wort die Grundstückverhandlungen erschweren könnten.

 

Bgmin. Kappes führte aus, dass das SEK für die Stadt das Lebenselixier sei und alles Herzblut hineingesteckt werde. Der Rückzug der Sparkasse sei ein herber Schlag für die Stadt und man wolle nicht Kampflos aufgeben, allerdings müsse man auch die Gegenseite anerkennen. Das SEK sei eine langwierige Angelegenheit und müsse auch vor den Bürgern vertreten werden.

Sie würde gerne hoffe, dass dieser erste Rückschlag der letzte gewesen sein. Sie werde schweren Herzens versuchen die Entscheidung der Sparkasse mit zutragen. Die Sparkasse sei wichtig für die Region.

 

Bgmin. Kappes fragte bei Herrn Hock an, wie die Gespräche mit den Kunden laufen.

 

Herr Hock erklärte, dass er täglich Gespräche führt und auch einige Kunden durch den o.g. Service der Sparkasse beruhigen kann. Es sei wichtig, sich nicht vor Problemen zu verschließen und den Kunden aktiv zu begleiten.

 

Stadtrat Tauchmann merkte an, dass die Unterschriftenaktion weiterläuft. Weiter merkte er an, dass er auch den Bringservice der Bürgermeisterin unterstütze.

 

Bgmin. Kappes erklärte, dass zu diesem angesprochen Pressezitat sie sich für die Zuverlässigkeit der Sparkasse im Hinblick auf den Bringservice verbürgt hat und nicht als Geldbotin.

 

Stadtrat Piplat fasste für sich zusammen, dass er die Argumentation der Sparkasse nicht überzeugend findet. Er betonte aber, dass Dialog wichtig sei und die Sparkasse sollte wissen, dass die Stadt dem entgegenwirkt und als Kunde dies nicht richtig findet und nicht akzeptieren wird. Er beantragte hierüber einen Beschluss zu fassen.

 

2. Bgm. Kortus erwiderte, dass dies doch wohl nur die Meinung von Stadtrat Piplat bzw. der SPD-Fraktion sein könne und nicht die des ganzen Rates. Er halte auch eine solche Beschlussfassung als nicht sinnvoll.

 

Auch Herr Kehrer sah darin nichts Greifbares für die Stadt und die Sparkasse.

 

Stadtrat Piplat merkte an, dass man ja gar nicht so weit weg sei von den Ansichten der Sparkasse, sondern lediglich in der Frage des Standortes. Er betonte nochmals, dass man nicht gegen die Sparkasse sei und man einen Nutzen für alle anstrenge.

 

Bgmin. Kappes gab zu bedenken, dass auch andere Gemeinden gerne die Sparkasse im Ort hätten und was für ein Signal ein solcher Beschluss nach Außen darstellt. Auch sie sprach sich gegen einen solchen Beschluss aus.

 

Nachdem sich die allgemeine Stimmung gegen einen solchen Beschluss richtet, war Stadtrat Piplat bereit, nicht länger auf eine Abstimmung zu bestehen.

 

Stadtrat Haider verwies auch auf die Entwicklung in den Verbänden, die sich mehr und mehr zusammenschließen. Zudem sei dies auch eine Entscheidung der Sparkasse und nicht der Stadt.

 

Stadträtin Betz führte aus, dass man sich nicht selbst bestrafen will, man wolle nur seinen Unmut äußern und sich nicht erpressen lassen. Eine freie Meinungsäußerung muss gewährleistet sein.

 

Herr Kehrer bedankte sich sehr für die sachlich geführte Diskussion, die für ihn nicht unfair und nachvollziehbar war.

 

Bgmin. Kappes bedauert den Rückzug der Sparkasse aus dem Altort und gab zum Ausdruck, dass man die Umstrukturierung der Sparkasse wohl als beschlossene Sache ansehen kann. Ihr war es auch wichtig, dass man der Bevölkerung keine falschen Hoffnung macht. An der Ehrlichkeit führe kein Weg vorbei.

 

Bgmin. Kappes bedankte sich bei den Herren Kehrer, Kügler und Hock von der Sparkasse und verabschiedete diese.