Am 14.10.2016 wurden durch die Vertreter des Bürgerbegehrens „Verlegung
der Staatsstraße 2315 in Stadtprozelten“ die Unterschriftslisten eingereicht.
Insgesamt wurden 294 Unterschriften eingereicht, wovon 17 Unterschriften
ungültig waren.
Demnach wurden 277 gültige Unterschriften eingereicht.
Gem. Art. 18a Abs. 6 GO muss ein Bürgerbegehren in Gemeinden bis 10.000
Einwohnern von mind. 10 % der Gemeindebürger unterschrieben sein.
Gemeindebürger sind Gemeindeangehörige, welche in der Gemeinde das Recht
besitzen an Gemeindewahlen teilzunehmen (Art. 15 Abs. 2 GO).
Zum Abgabetermin 14.10.2016 waren 1.172 Gemeindebürger wahlberechtigt
(Stadtprozelten: 873, Neuenbuch: 299).
10 % von 1.172 Wahlberechtigten sind aufgerundet 118 erforderliche
Unterschriften.
Am 31.10.2016 fand im alten Rathaus eine Besprechung mit den Vertretern
der Bürgerinitiative (BI), Vertretern des Stadtrates, Frau Bürgermeisterin
Kappes und einem Vertreter der Verwaltung statt.
Hierbei wurde von der Verwaltung sowohl über die vorgenannten Angaben,
als auch über die formelle Prüfung des Bürgerbegehrens berichtet.
Bei der formellen Prüfung des eingereichten Bürgerbegehrens wurden zwei
Formfehler festgestellt:
1. Die im Bürgerbegehren unterbreitete
Fragestellung „Soll die im Main-Vorland geplante Ortsumfahrung in
Stadtprozelten (Verlegung der Staatsstraße 2315) gebaut werden?“ ist so
formuliert, dass die Befürworter des Begehrens mit „Nein“ antworten müssten.
Nach herrschender Rechtsauslegung und
Kommentarmeinung ist die Fragestellung so zu formulieren, dass die Intentionen
des Bürgerbegehrens erkennbar sind und die Befürworter der mit dem
Bürgerbegehren verlangten Maßnahme beim Bürgerentscheid mit „Ja“ stimmen
können.
2. Auf den Unterschriftslisten sind zwar die
Vertreter des Begehrens benannt, es fehlt aber an der ausdrücklichen Vertretungsbevollmächtigung.
Eine „Heilung“ der
vorgenannten Formfehler ist nach Auffassung der Verwaltung in Rücksprache mit
der Rechtsaufsichtsbehörde nicht möglich, da die benannten Vertreter keine
ausdrückliche Vertretungsvollmacht von den Unterzeichnern des Begehrens erteilt
bekommen haben und demnach nicht zur Änderung einer Fragestellung ermächtigt
sind.
Die hohe Anzahl der Gemeindebürger, welche auf den eingereichten Listen
unterschrieben haben, bringt jedoch zum Ausdruck, dass eine Entscheidung der Bürgerschaft
erwünscht ist.
Möglich wäre auch eine Bürgerbefragung durchzuführen. Diese wäre zur
Meinungsabfrage durchaus auch repräsentativ, jedoch ist eine solche Befragung
nicht im Gesetz verankert und entfaltet auch keine Sperrwirkung dieses
Ergebnisses.
Die Verwaltung schlägt dem
Stadtrat folgende Vorgehensweise vor:
1. Zurückweisung des eingereichten
Bürgerbegehrens aufgrund der vorgenannten Formfehler,
2. Beschlussfassung gemäß Art. 18a Abs. 2 GO
über die Festlegung eines Bürgerentscheids zum Thema Ortsumgehung.
3. Festlegung eines Abstimmungstermins, sowie
der Regularien zur Durchführung eines Bürgerentscheids.
Nach dem
Verlesen des Sachverhaltes gab Bürgermeisterin Kappes das Wort an den Stadtrat.
Stadtrat
Johne als rechtspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion gab folgende
Stellungnahme wieder:
„CSU hält
Bürgerbegehren für unzulässig
Wenn du etwas willst, dann musst
du es auch sagen!
Dieser einfache Satz dürfte sicherlich einigen bekannt vorkommen. Ich
persönlich habe diesen Satz jedenfalls in meiner Kindheit das ein oder andere
Mal gehört.
Und so sehr mich dieser Satz genervt haben mag, verbirgt er doch
erstaunliche Aussagekraft. Seine Meinung offen und ehrlich kundzutun, ist zwar
nicht immer leicht, in unserer Gesellschaft sollte es jedoch eigentlich ein
Selbstverständnis sein, dass jeder seine Anliegen offen und ehrlich äußert. Nur
unter Beachtung dieser einfachen Kommunikationsregel kann eine sachliche und
fachliche Diskussion entstehen, die in einer ebensolchen Entscheidung mündet.
Mit Verwunderung hat die CSU-Fraktion daher das seitens einer
Bürgerinitiative eingereichte
Bürgerbegehren zur Kenntnis genommen. Als kurios muss dabei die aufgeworfene Fragestellung bezeichnet werden.
Die Initiative hat nach dem gewählten Wortlaut 277 Unterschriften für die Umgehungsstraße gesammelt,
obwohl Sie nach eigenen Angaben und der entsprechenden Begründung vehement
dagegen ist. Wer bei dieser Fragestellung mit „Ja“ Stimmen würde, stimmt für die Umgehungsstraße.
Dies passt jedoch in das Bild der bisherigen Arbeit der Initiative, die
aus unserer Sicht als wenig sachlich und fachlich zu bezeichnen ist. Wir gehen
nicht davon aus, dass die Fragestellung aus Nachlässigkeit so formuliert wurde.
Wahrscheinlicher ist es vielmehr, dass - der allgemeinen Linie der Initiatoren
folgend - bewusst die Bevölkerung manipuliert und getäuscht werden sollte. Die
CSU-Fraktion kann in keinem Fall ausschließen, dass durch die Gestaltung der
Unterschriftenlisten zumindest ein Teil der Unterzeichner hier nicht wusste, um
welches Begehren es denn nun geht.
Wenn du etwas willst, dann musst
du es auch sagen!
Auf diese einfache Maxime ist das Problem des eingereichten
Bürgerbegehrens zurückzuführen. Die Initiative ist nach ihrem wiederholt geäußerten
Willen gegen eine Ortsentlastungsstraße oder Ortsumfahrung. Soweit kein
Problem, unterschiedlicher Meinung kann man schließlich sein. Weshalb die
Bürgerinnen und Bürger nicht gefragt wurden, ob Sie diese Meinung ebenfalls
vertreten, bleibt nur zu vermuten.
Soll die im Main-Vorland
geplante Ortsumfahrung in Stadtprozelten (Verlegung der Staatsstraße 2315) nicht gebaut werden?
Dies wäre - jenseits komplexer juristischer Zusammenhänge - daher eine
eindeutige und ehrliche Fragestellung gewesen, die das eigene Anliegen zum
Ausdruck bringt. Da gegen diesen einfachen Grundsatz verstoßen wurde, sieht die
CSU-Fraktion das eingereichte Bürgerbegehren als unzulässig an.
Richtig ist, dass die Entscheidung über das Bürgerbegehren eine rein
juristische und keine politische ist. Ist das Bürgerbegehren unzulässig, so ist
es im Stadtrat zwingend abzulehnen. Ein Ermessensspielraum steht den Stadträten
nicht zu. Dies wurde selbst seitens der Initiatoren so betont und über die
Presse eingefordert.
Für die CSU-Fraktion habe ich eine solche Prüfung vorgenommen und komme
zu dem Ergebnis, dass sich das Begehren in der eingereichten Form zumindest
nicht als rechtssicher formuliert darstellt. Die CSU-Fraktion wird daher gegen
eine Zulassung dieses Begehrens stimmen.
Der Bürgerinitiative wurden dabei durch die Fraktionsvorsitzenden im
Stadtrat in einem persönlichen Gespräch die bestehenden rechtlichen Bedenken
mitgeteilt. Dabei wurde insbesondere die Gelegenheit eröffnet Korrektur- oder
Lösungsvorschläge auch gemeinsam zu erarbeiten. Hierauf wurde jedoch nicht
reagiert. Erst auf ausdrückliche Nachfrage hin wurde am gestrigen Mittwoch
erklärt, dass an dem eingereichten Begehren in der konkreten Form festgehalten
wird. Ein nochmals vorgeschlagener Besprechungstermin wurde nicht angenommen.
Seitens der Stadtratsfraktionen haben wir daher mehr als nur eine Hand
gereicht, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen. Leider wurden diese
Hände nicht ergriffen, sondern vielmehr geöffnete Türen wieder zugeschlagen.
Dies verwundert uns jedoch nicht, passt es doch in das bestehende Bild, den
direkten Dialog im Hinblick auf sinnvolle Lösungswege zu scheuen.
Vermutlich hätte sich im Stadtrat sogar eine Mehrheit gefunden, auf eine
entsprechende Bitte hin - jenseits weitere förmlicher Fehler im Hinblick auf
eine notwendige Bevollmächtigung der benannten Vertreter - die Fragestellung
rechtssicher umzuformulieren. Während dies am vergangenen Mittwoch noch
ausdrücklich vorbehalten wurde, wurde seitens der Initiative gestern auf Entscheidung
über die eingereichte Formulierung bestanden. Diese ist jedoch abzulehnen.
Wir haben uns aber gemeinsam in den Fraktionen- ungeachtet dieser mangelnden
Kooperationsbereitschaft - Gedanken gemacht, wie wir auch dieses Thema sachlich
einer interessengerechten Lösung zuführen können. Dass die Umgehungsstraße auf
ein großes Echo bei den Bürgerinnen und Bürgern stößt wird dabei - unabhängig
von dem wenig gründlich durchgeführten Bürgerbegehren - ausdrücklich anerkannt.
Wir haben uns überlegt, wie wir im Stadtrat eine Beteiligung der
Bevölkerung gewährleisten können. Offensichtlich besteht hier ein Interesse
eines Großteils der Bevölkerung daran, in dieser Frage mitentscheiden zu
dürfen. Da das vorgeschlagene Mittel einer Bürgerbefragung seitens der Initiative
auf erklärte Ablehnung gestoßen ist,
unterstützt die CSU-Fraktion ein Ratsbegehren um den Willen der Bürgerinnen und
Bürger nicht durch Fehler der Bürgerinitiative zu umgehen.
Demokratie lebt vom Mitmachen!
Dabei ist es immanent, dass man in einzelnen Punkten unterschiedlicher
Auffassung sein kann. Deshalb haben selbstverständlich auch Kritiker des
Projekts ein Recht darauf, Gehör zu finden. Ich bitte jedoch diese Kritiker
Ihre Entscheidung auf einer sachlichen und fachlichen Grundlage zu treffen. Gerne
stehen wir Ihnen bei Fragen zur Verfügung.
Populistische Halbwahrheiten können zwar leicht verbreitet werden, wie
die jüngsten weltpolitischen Entwicklungen in Amerika und Großbritannien
zeigen, solche Ergebnisse führen jedoch zu Unsicherheit und Stillstand.
Ich bitte daher die Bürgerinnen und Bürger sich bewusst zu machen,
welchen Personen sie hier in einer entscheidenden Zukunftsfrage vertrauen
möchten. Wer bereits Probleme hat, den Vordruck für eine Unterschriftenliste
rechtssicher vorzubereiten, dem würde
ich bei einem komplexen Großprojekt nicht vertrauen.
Aber
hierüber sollen nun die Bürgerinnen und Bürger entscheiden.“
Zweiter
Bürgermeister Adamek ergänzte noch, dass
der Stadtrat eine rechtssichere Entscheidung treffen, aber auch den Interessen
der Allgemeinheit folgen möchte.
Den
Vertretern der BI wurde am 08.11.2016 noch einmal das Angebot gemacht,
gemeinsam eine rechtssichere Lösung zu erarbeiten, welches jedoch nicht an
Anspruch genommen wurde.
Mit einem
Mail wurde lediglich darauf bestanden das eingereichte Bürgerbegehren zu
beschließen. Ebenso wurde darin eine
Anspielung gemacht, die Stadträte würden persönliche Belange in die Arbeit im
Stadtrat einbringen. Dies möchte Stadtrat Adamek von sich weisen.
Seiner
Ansicht nach muss der Verkehr, vor allem der Schwerlastverkehr, aus der
Altstadt heraus. Sowohl die Hauptstraße selbst, als auch die angrenzenden
Häuser sind für den heutigen Verkehr nicht ausgelegt.
Die Bürger
wurden über den gesamten Planungszeitraum in verschiedenen
Informationsveranstaltungen und auch Bürgerversammlungen über den Fortschritt
der Planungen informiert. Leider wurden diese Veranstaltungen wenig angenommen.
Dennoch haben die Bürger immer die Möglichkeit sich bei den Stadträten oder der
Verwaltung über den Planungsstand zu informieren.
Stadtrat
Piplat von der SPD-Fraktion hätte sich gewünscht, dass eine Lösung gemeinsam
mit der BI erarbeitet worden wäre.
Grundsätzlich
schließt er sich den Ausführungen von Herrn Johne und Herrn Adamek an und
verlas seine nachfolgend abgedruckte Stellungnahme:
„So viel Einvernehmen und Gemeinsamkeit hier am Tisch? Dabei unterscheidet uns, CSU und SPD, mehr, als vielleicht mancher gerade denkt. Aber wir haben die Parteipolitik schon immer dann hintenan gestellt, wenn es um Stadtprozelten geht.
Politik lebt vom Streit. Vom konstruktiven Streit, in dem es um die beste Lösung geht. Was haben wir gestritten, um die Entlastungsstraße und um die Trassenführung dafür. Die Front lag da nicht zwischen den Parteien, nein. Innerhalb der CSU gab es Befürworter und Gegner genau wie innerhalb der SPD auch. Wir haben gestritten, Varianten gegeneinander abgewogen und in Foren die Bürger nach deren Ideen gefragt. Wir haben uns in vergleichbaren Gemeinden angesehen, wie es da läuft und wir haben Experten um Rat gebeten.
Zehn Jahre hat das gedauert. Gut Ding braucht Weil. Am Ende stand die Lösung, um die es hier geht. Die Variante, von der am Ende alle ausnahmslos überzeugt waren und weiterhin sind. Denn es ist nicht nur das Beste, was Stadtprozelten, Neuenbuch und dem ganzen Südspessart passieren kann. Es wäre sträflich für Stadtprozelten, Neuenbuch und den ganzen Südspessart, darauf zu verzichten.
Doch nun haben einige wenige, ich betone noch mal „einige wenige“, das Thema für sich entdeckt. Die haben es 20 Jahre lang versäumt, an der Verbesserung der Verhältnisse hier in Stadtprozelten und Neuenbuch mitzuarbeiten. Versäumt? Nein, regelrecht verpennt. Sie haben nicht mal mitgekriegt, was hier läuft.
Wie anders sollte ich mir deren Aussagen in Pressemitteilungen und Leserbriefen erklären, dass sie genau jetzt erst urplötzlich mitbekommen hätten, dass die Ortsdurchfahrt mainseitig neben das Bahngleis verlegt werden soll. Auch möglich, dass diese Entrüstung nur gespielt ist, um vielleicht ihrem Auftritt mehr Dramatik zu verleihen. Das aber wäre dann nur noch hinterhältig.
Anstatt das jetzt erst bei sich selbst entdeckte Informationsdefizit einfach mal durch Nachfragen abzubauen, haben sie einen beispiellosen Pressefeldzug gestartet. Und nicht nur über das Projekt selbst hergezogen, sondern gleich auch über die Bürgermeisterin und die Mitglieder des Stadtrats.
Die Initiative versucht einzig und allein, das Projekt zu Fall zu bringen. Warum auch immer. Sie wollen sich nicht daran beteiligen, dass sich hier etwas zum Positiven wendet. Sie wollen auch nicht, dass andere für eine Verbesserung der Verhältnisse hier sorgen. Sie wollen verhindern, sonst nichts.
Ihnen geht es nicht um die Sache. Sie malen schwarz, dramatisieren, wiegeln auf, verschweigen die Wahrheit und schrecken nicht davor zurück, nachweislich falsche und längst widerlegte Aussagen gebetsmühlenartig zu wiederholen. Sie machen Stimmung und versuchen, Verunsicherung und Angst in der Bürgerschaft zu verbreiten. Getreu dem Motto: „Wir haben zwar keine Ahnung, aber zu allem eine Meinung“.
Die einzige Alternative, die sie zu bieten haben, ist nichts tun und abwarten. Ah ja. Dieselbe Methode, die uns über Jahrzehnte den Niedergang beschert hat, soll nun urplötzlich das Rezept für die Genesung sein? Also: Entweder, die Initiatoren der Bürgerbefragung glauben das tatsächlich. Hm, an Unbedarftheit wäre das wohl irgendwie ein bisschen des Guten zu viel. Oder die Initiatoren wollen uns das wider besseres Wissen einfach nur weismachen. Das fiele dann in die Kategorie „gefährlich“ und ich erspare mir jetzt all die bösen Wörter, die da angebracht wären.
Wenn wir hier in Sachen Stadtentwicklung nicht immer erst einmal intern gestritten und uns auf eine einvernehmliche Lösung zusammengerauft hätten, um diese dann ausnahmslos geschlossen nach außen hin zu vertreten, dann wären wir heute noch längst nicht da, wo wir sind.
Keine staatliche Unterstützung, keine Fördergelder, kein Fortschritt. Und es stünde um Stadtprozelten und Neuenbuch noch schlimmer, als es jetzt schon ist. Wir hätten nicht mal die Aussicht auf Besserung.
Politik ist nicht so einfach, wie die Initiative suggeriert. Politik ist nie einfach. Weil fast alles irgendwie miteinander verknüpft ist. Ohne Entlastungsstraße kein Hochwasserschutz. Ohne Hochwasserschutz keine privaten oder staatlichen Investitionen zum Erhalt oder zur Wiederherstellung der Bausubstanz. Und wer wollte inmitten von Ruinen noch leben? Eben: Ohne Entlastungsstraße kein Stopp des Einwohnerrückgangs, weiter fallende Grundstücks- und Immobilienpreise, steigende Wasser- und Abwassergebühren, schließende Geschäfte und öffentliche Einrichtungen … . Ich hör jetzt auf, weil man das nicht ertragen kann.
Gerade weil das Thema so vielschichtig ist, kann man nicht mit einer eindimensionalen Frage über die Zukunft unserer Stadt – und ich betone ausdrücklich – „einschließlich Neuenbuch“ entscheiden. Ich halte es für unabdingbar, so in den Bürgerentscheid zu gehen, dass auch die Konsequenzen eines Scheiterns der Stadtentwicklung deutlich werden.
Mir liegt Stadtprozelten sehr am Herzen, sonst würde ich mir das alles gar nicht mehr antun. Das mir noch verbleibende Zeitfenster ist schließlich begrenzt. Aber gerade deshalb möchte ich mit einigen Appellen schließen:
An uns hier im Stadtrat:
Lasst uns denjenigen, die den Niedergang der Stadt durch Nichtstun fördern wollen oder mit plumper Angstmacherei betreiben, entschlossen die Stirn bieten.
An die Initiatoren der Initiative:
Kehren Sie um und hören Sie auf, Unwahrheiten zu verbreiten, die Bürger zu verunsichern und diejenigen, die sich für Stadtprozelten engagieren, öffentlich zu verunglimpfen
An die Unterstützerinnen und Unterstützer der Initiative:
Glauben Sie nicht den einfachen Antworten. Fragen Sie nach, vor allem auch bei denjenigen, die sich auskennen. Und denken Sie daran: Von falschen Freunden kann man sich auch trennen.
Und an alle Bürgerinnen und Bürger in Stadtprozelten und Neuenbuch:
Jetzt kommt es auf Sie an, auf Sie alle. Wenn Sie sich von einer Minderheit nicht in den Abgrund führen lassen möchten, dann müssen Sie sich informieren und beim Bürgerentscheid dabei sein.
Gegeneinander werden wir Stadtprozelten nicht retten können. Lassen Sie uns versuchen, es gemeinsam zu tun.“
Dritter Bürgermeister Kroth stellte sich als Stadtprozeltener vor, welcher in Stadtprozelten geboren wurde und auch in der Altstadt aufgewachsen ist. Er hat sich schon immer für die Belange von Stadtprozelten eingesetzt, was auch sein Engagement in diversen Vereinen zeige.
Er sieht die Ursache im Schwerlastverkehr, welcher immense Schäden an den anliegenden Häusern verursacht. Er selbst ist im Besitz eines leerstehenden Hauses an der Hauptstraße und bot jedem eine kostenlose Übernachtung darin an, um zu erleben wie die alten Häuser wackeln, wenn ein Lkw vorbeifährt.
Auch für Ihn gibt es nur eine Lösung: Die Verlegung der Straße.
Stadträtin
Tauchmann ist 1987 nach Stadtprozelten in die Hauptstraße gezogen, da seinerzeit
die Infrastruktur vorhanden und durch diverse Geschäfte noch Leben im Altort
war.
Vor allem
seit Bestehen der Umgehungsstraße um Faulbach konnte sie eine massive
Verschlechterung des Verkehrs feststellen.
Anfangs war
sie selbst skeptisch mit der Planung einer Ortsumfahrung, jedoch nach der
gemeinsamen Zusammenarbeit im Gremium unterstützt auch sie die Planung zum Bau
einer Entlastungsstraße.
Ihrer
Meinung nach fällt die ganze zukünftige
Entwicklung Stadtprozeltens mit einer Entscheidung gegen die Umgehungsstraße.
Demnach käme auch kein Hochwasserschutz zustande und Stadtprozelten wäre dem
Untergang geweiht.
Stadtrat
Schwind ist selbst Anwohner der Hauptstraße, aber kein Befürworter der
Umgehungsstraße. Für Ihn sind 277 Unterschriften ein deutlicher Hinweis, dass
die Bürger eine Entscheidung selbst herbeiführen möchten.
Aus diesem
Grund ist er für einen Bürgerentscheid.
Stadtrat
Piplat gab nochmal zu Bedenken, dass eine Entscheidung gegen die Umgehung
massive Einschnitte zur Folge hat. Die gesamte Entwicklung Stadtprozeltens wäre
mit einem Schlag beendet. Die BI verschweigt dies den Bürgern in einem
Bürgerentscheid mit nur der einen Frage, ob die Straße verlegt werden soll.
Stadtrat
Johne möchte nochmal wiederholen, dass keiner der anwesenden
Stadtratsmitglieder die Interessen der Bürger hintergehen möchte. Aus diesem
Grund sollte ein Ratsbegehren beschossen und ein Bürgerentscheid festgesetzt
werden.
Herr Schwind
vertrat die Meinung, dass das restliche Gremium offensichtlich Angst habe, eine
Entscheidung durch die Bürger herbeizuführen. Ebenso glaubt er, die Bürger
wären zu wenig informiert worden.
Frau
Tauchmann verwies nochmal auf die verschiedenen Informationsveranstaltungen der
vergangen Jahre, welche aber nur sehr schlecht besucht wurden. Im Übrigen
könnte sich jeder Bürger auch selbst informieren.
Stadtrat
Piplat wies die Aussage von Herrn Schwind grundsätzlich zurück.
Ebenso
möchte er darauf hinweisen, dass Mitglieder des Stadtrates leider keinen
Leserbrief schreiben dürfen. Sofern jedoch ein Bürger einen solchen für eine
Umgehung schreibt, wird dieser in der Öffentlichkeit nur madig gemacht. In
dieser Hinsicht wird von Seiten der BI die freie Meinungsäußerung nicht
beachtet.
Als
Schlussplädoyer vertrat Bürgermeisterin Kappes die Meinung, dass die
Vorgehensweise der Bürgerinitiative keine Machenschaften einer zivilisierten
Gesellschaft sind. Hier wird die Arbeit der ehrenamtlichen Mitglieder des
Stadtrates nur schlecht gemacht, sowie amtliche Gutachten einfach angezweifelt,
ohne gegenteiliges zu liefern. Anstatt ein persönliches Gespräch mit den
Verantwortlichen zu suchen, werden teilweise Beleidigungen in den sozialen
Netzwerken ausgebreitet. Frau Kappes gab diesbezüglich ihre Enttäuschung an einige
Bürger zum Ausdruck.
Der Stadtrat von Stadtprozelten weist das am 14.10.2016 eingereichte Bürgerbegehren „Verlegung der Staatsstraße 2315 in Stadtprozelten“ aufgrund der vorliegenden Formfehler zurück.
Gleichzeitig beschließt der Stadtrat von Stadtprozelten
- die Festlegung eines Bürgerentscheids mit nachfolgender Fragestellung:
„Sind Sie dafür, dass die Stadt Stadtprozelten zeitgemäße Wohn- und Lebensbedingungen mit mehr Parkmöglichkeiten und sicheren Schulwegen schafft und sich mit Hochwasserschutz und Entlastungsstraße gegen ihren weiteren Verfall und Einwohnerrückgang stellt?“
- Der Bürgerentscheid findet am Sonntag, den 05.02.2017 statt.
Zur Abstimmung und Auszählung gelten die gesetzlichen Bestimmungen des Gemeinde- und Landkreiswahlgesetzes.
Abstimmungsergebnis:
Mitglieder
|
Abstimmungsergebnis: |
||
Gesamtzahl: |
Anwesend u. Stimmbe-rechtigt |
für den Be-schluss |
gegen den Be-schluss |
13 |
11 |
10 |
1 |